Auf Initiative des Heimat- und Museumsvereins Brakel stimmt der Rat der Stadt Brakel im Juli 2022 dem Antrag zu, Stolpersteine zum Gedenken an deportierte, vertriebene und getötete jüdische Mitbürger zu verlegen. Die daraufhin gebildete Projektgruppe konnte durch die erfolgten Recherchen schnell über 80 Namen an 26 Adressen ermitteln. Nun war es so weit, dass die ersten 16 Steine an vier Adressen durch den Künstler Gunter Demnig in Brakel verlegt wurden. Demnig rief diese Kunst- und Erinnerungsprojekt ins Leben und bisher wurden 105.000 Steine in 31 Ländern verlegt. In Brakel erinnern die ersten 16 Steine an die Familien Rothenberg (Haus des Gastes), die Familien Königheim und Weiler (Am Markt 10) und Flechtheim (Am Thy 2 und 4).
In Zusammenarbeit mit den beiden großen Brakeler Schulen, der Gesamtschule und Gymnasium Brede, erfolgt die Verlegung mit einem Festakt, an dem viele Mitglieder des Heimat- und Museumsvereins, der Stadtrats, die Pastöre Koch und Kurthe und Bürgermeister Herrmann Temme teilnahmen. Michael Markus vom Heimat- und Museumsverein dankte allen Unterstützern des Projektes, unter anderem den Steinpaten für ihre Spenden und der Galabaufirma Tegethoff, die die Vor- und Nacharbeiten der Verlegung übernahmen. Beim Festakt vor dem Haus des Gastes bezeichnete Bürgermeister Temme das Projekt Stolpersteine als wichtigen Teil der Erinnerungskultur für die während der Nazi-Herrschaft ermordeten und vertriebenen Menschen. „Hoffen wir gemeinsam, dass die Stolpersteine als Mahnmale die demokratischen Werte in unserer Gesellschaft weiter stärken. Dass sie Zeugnis davon geben, wie gefährlich antidemokratische und rechte Strömungen wirken können“, sagte der Bürgermeister.
Paul Kramer erinnerte in seinem Vortrag an die Geschichte der Juden in Brakel mit dem zuerst erwähnten Juden Melchior im Jahr 1560, den stark beschränkten Rechten der Menschen jüdischen Glaubens in der Gemeinschaft, die erst 1807 unter der Herrschaft des Königs Jérome über Westphalen nach der französischen Revolution die vollen Bürgerrechte erhielten und ihren Nachnahmen wählen durften, bis zur Verfolgung der Juden unter der Naziherrschaft. Nach dem II. Weltkrieg waren in Brakel nur noch drei jüdische Mitbürger im Melderegister aufgeführt.
Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule verlasen Namen und Geburts- und Sterbedaten der jüdischen Mitbürger und den Ort ihrer Deportation/Ermordung und legten je eine weiße Rose nieder. Die Zeremonie ergänzten die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule mit Gedichten u. a. von Mascha Kaléko. Am selben Abend wurde die begleitende Ausstellung eröffnet, die Schülerinnen und Schüler der Brede in Brakel erarbeitete haben. Die Jugendlichen haben ihre Gedanken zu den Stolpersteinen in künstlerischer Weise zum Ausdruck gebracht. Die Ausstellung ist vom 26. Februar bis zum 8. März im Pfarrzentrum Klosterstr. 9 (neben der Kapuzinerkirche) jeweils dienstags, mittwochs und donnerstags von 15 bis 17 Uhr geöffnet.